Taonsgo (CSPS)
Mit diesem Ort verbinden uns viele gute Erinnerungen, seit wir zum ersten Mal mit einem befreundeten Schuldirektor aus Korsimoro hier gewesen sind. Das war im November 2014 und bereits ein Jahr später konnte mit Mitteln der IEW Braunau sowie des Landes Oberösterreich die Grundschule mit Beleuchtung versorgt werden. Es ist auch besonders dem Einsatz von Uwe Schmidt zu verdanken, dass der Bau einer Krankenstation (CSPS) durch seine Koordination mit uns, der burkinischen Firma Microsow und der finanziellen Unterstützung durch die IEW Braunau, RED CHAIRity und dem Land Oberösterreich innerhalb von fünf Jahren realisiert werden konnte. Neben Uwes Tätigkeit für den SES in Ouagadougou, stand für ihn Taonsgo in den vergangenen Jahren immer auf dem Besuchsplan und trug damit maßgeblich zur Vertrauensbildung vor Ort bei. Wir sind daher froh, dass wir auch während der Pandemie, mit der Beleuchtung des kürzlich errichteten Gebäudes, einen weiteren Baustein für die Infrastruktur im Département Ziniaré ergänzen konnten. Es folgt der Bericht unseres Projektleiters Amed Toé, übersetzt aus dem Französischen von Jens Brand.
Es ist Ende November und an einem Donnerstag Morgen beladen wir den Transporter mit dem Material für die Baustelle in Taonsgo. Der Ort liegt in etwa 80km Entfernung nordwestlich von Ouagadougou und ist damit theoretisch schnell zu erreichen. Aber die Praxis sieht anders aus, denn bereits kurz hinter der Stadtgrenze haben wir eine Panne. Eine Werkstatt finden wir recht schnell, nur das Ersatzteil ist etwas schwerer aufzutreiben: die Dieselpumpe ist defekt. Nach einigen Telefonaten können wir das fehlerhafte Teil dann aber doch auftreiben. Bei unserem Auto handelt es sich um ein Baustellenfahrzeug mit Doppelkabine. Entsprechend ist die Ersatzteilversorgung problematischer als bei den häufig anzutreffenden geländegängigen Toyotas. Allerdings sind die qualitativ hochwertigen japanischen Autos in der Vergangenheit Ziel von Überfällen geworden. Weil man damit in abgelegenen Regionen sehr auffällig unterwegs ist, können wir den Geländewagen aktuell nur eingeschränkt nutzen. Auch wenn die Panne uns zeitlich zurückwirft, reisen wir auf diese Weise zumindest sicherer. Immerhin, wenn wir selbst schon nicht wissen wann wir am Ziel ankommen, dann weiß es auch niemand sonst. Gegen etwa 15 Uhr kommen wir in Korsimoro an. Von hier aus sind es noch ein paar holprige Kilometer bis Taonsgo, die wir geländebedingt nur langsam zurücklegen.
Auf dem Weg zur Krankenstation kommen wir nach zwei Stunden im Schneckentempo an der Grundschule vorbei und entscheiden uns für einen spontanen Besuch. SEWA konnte hier mit Mitteln der IEW, bereits vor ziemlich genau fünf Jahren, eine Solaranlage installieren und sowohl Lampen als auch die Batterie scheinen nach wie vor ihren Dienst zu tun. Nach einem kurzen Gespräch mit den Lehrern, geht es weiter zum Tagesziel: dem CSPS von Taonsgo.
Nach ein paar hundert Metern werden wir an der Krankenstation schon vom Vorstand des Elternvertreters der Schule erwartet. Herr Ouédraogo freut sich über unsere Ankunft und heißt uns herzlich willkommen. Es wirkt relativ einsam hier, aber das liegt daran, dass die Krankenstation den Betrieb offiziell noch nicht aufgenommen hat. Üblicherweise entsendet eine staatliche Behörde erst dann Personal, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind. Nach der Begrüßung wenden sich die Elektriker bereits der Planung von Leitungswegen und Durchbohrungen zu. Während der Arbeiten kommt immer wieder Besuch und besonders die Älteren sind sehr zahlreich und erfreut über die Erweiterung des CSPS. Zumindest deute ich so die Tatsache, dass sie mitunter Stunden in der Nähe der Baustelle verbringen und interessiert den Fortgang verfolgen.
In Taonsgo handelt es sich um ein recht großes Gebäude, da hier Geburtshaus und Ambulanz unter einem Dach vereint sind. Das Solarsystem fällt hier mit sechs Modulen und einer Spitzenleistung von 2 kW größer aus als sonst. Es soll noch ein Kühlschrank und nicht ausschließlich die Beleuchtung versorgt werden. Im kleinen Gebäude nebenan wohnen die Pflegekräfte. Damit auch sie sich nachts zurechtfinden können, wird auch hier eine kleine Anlage für die Beleuchtung installiert. Was sich wie eine Selbstverständlichkeit anhört, ist hier abseits des Stromnetzes oftmals nicht gegeben. Häufig müssen Pflegekräfte und LehrerInnen die Ausstattung am Arbeitsort selbst finanzieren und kaufen dann selten qualitativ hochwertiges, weil teures, Equipment. Das kann man auch niemandem verübeln, aber eine ortsfest installierte Solaranlage ist robust und verringert gleichzeitig das Verletzungsrisiko des Personals.
Nach zwei Tagen harter Arbeit von früh bis spät sind alle Komponenten installiert und die Übergabe erfolgt wie immer feierlich im Beisein vieler BewohnerInnen von Taonsgo. Insbesondere die Erläuterung der Funktionsweise wird aufmerksam verfolgt und einige Fragen werden von den Elektrikern beantwortet. Es wird auch nach der Trinkwasserversorgung gefragt, aber hier können wir aktuell leider nicht helfen. Aber wer weiß, vielleicht findet sich ja schon bald die Finanzierung für ein Folgeprojekt eines solar betriebenen Brunnens?
Im Namen der TaonsgoerInnen möchten wir uns besonders bei der Initiative Eine Welt aus Braunau am Inn sowie beim Land Oberösterreich für die langjährige Zusammenarbeit als auch bei der Firma Industrietechnik Schwinn für die finanzielle Unterstützung bedanken.
Zinci
Es ist mittlerweile Mitte Dezember und der Harmattan macht uns bereits sehr zu schaffen. Die Luft ist durch den Wüstensand der Sahara stark getrübt, sodass man an manchen Tagen mit bloßem Auge in die Sonne schauen kann. Der Straßenverkehr in der Stadt trägt auch mit dazu bei, dass noch mehr Staub aufgewirbelt wird. Um dem entgegen zu wirken werden auch in unserem Stadtteil Somgandé kurzerhand verkehrsberuhigte Zonen eingerichtet. Man nennt diese provisorisch quer zur Fahrbahn aufgeschütteten Erdhügel auch "gendarme couché", was sich sehr anschaulich mit "schlafender Polizist" übersetzen und alle langsamer fahren lässt.
Um 7 Uhr in der früh brechen wir in südlicher Richtung nach Pô auf und auch hier ereilt uns ein ähnliches Schicksal wie zuvor auf dem Weg nach Taonsgo. Diesmal verzögert eine Reifenpanne die Fahrt um einige Stunden.
Die Tour kann am Nachmittag fortgesetzt werden, allerdings kommen wir vor Einbruch der Dunkelheit nur bis Pô. Eine Übernachtung in der Stadt tut uns gut, da die Temperaturen nachts mittlerweile auf 15°C absinken. Was sich für deutsche Verhältnisse nach einer lauen Sommernacht anhört, wird hier mit Mützen und Winterjacken beantwortet. Der Unterschied zur Tagesttemperatur mit 35°C bringt einen tatsächlich zum Frösteln.
Am darauf folgenden Morgen fahren wir noch die restlichen 50km und werden in Zinci vom Schuldirektor Herrn Sia und seiner Frau erwartet. Während wir uns unterhalten, wird auf einmal klar, dass Frau Sia auch Lehrerin ist und an der Grundschule von Tomabissi arbeitet. Wie es der Zufall so will, haben wir auch dort bereits einen Vorbesuch unternommen. Auf diese Weise bekommen wir von ihr noch die fehlenden Informationen zur Schulstatistik und sparen uns so die Fahrt dorthin. Ein paar Telefonate später haben wir die Daten erfasst und machen uns auf den Weg zur Grundschule. Trotz des Wochenendes sind auch ein paar Schüler vor Ort, die uns beim Ausladen zusehen.
Die Installation der Komponenten geht recht zügig voran und bereits am nächsten Nachmittag können wir die Übergabe mit allen Anwesenden abhalten.
Tentika
Die Grundschule in Tinteka liegt nur wenige Kilometer von Zinci entfernt. Wir erinnern uns noch gut an den Vorbesuch vor wenigen Monaten. Als wir im August hier ankamen, waren sehr viele Menschen vor Ort. Zunächst gingen wir davon aus, dass jemand das ganze Dorf mobilisiert hatte um uns zu empfangen. Wir fragten bei Schuldirektor Ouédraogo (ein wirklich häufiger Name in Burkina) nach und es stellte sich heraus, dass unser Eintreffen mit der Ausgabe von Lebensmitteln zusammenfiel. Der Staat hatte hier die Ausgabe von Öl und Getreide für besonders betroffene Familien organisiert. Damals mussten wir fast zwei Stunden warten, bis die Verteilung abgeschlossen war!
Jetzt sieht die Situation völlig anders aus. Es sind nur die LehrerInnen und wenige Kinder vor Ort, die aber umso tatkräftiger mithelfen. Tinteka hat etwa 2200 Einwohner und gefühlt haben wir wenigstens die Hälfte davon bereits beim letzten Mal kennengelernt. Aber heute ist Samstag und da ist für gewöhnlich Markt. Dementsprechend sind die Familien dort, um selbst Angebautes und Zuchtvieh zu verkaufen. Diese Möglichkeit das Budget aufzustocken kann sich kaum eine landwirtschaftlich tätige Familie in Burkina Faso entgehen lassen.
Vom letzten Treffen ist uns noch das Engagement des Elternvereins in Erinnerung geblieben. Hier lag das Interesse vor allem bei den Abendkursen, denn es wurde viel danach gefragt. Selten haben wir so viele Fragen zu deren Organisation und Planung bekommen. Seit einiger Zeit wird das Kursmaterial für die Erwachsenen von den LehrerInnen aufbereitet. Ihr Tatendrang steckt auch uns an und so können wir uns an diesem Wochenende gegenseitig motivieren.
Am Sonntag findet die Einweihung statt und im Anschluss verlassen wir Tinteka mit einem guten Gefühl und fahren zurück nach Ouaga. Wir sind gespannt auf den nächsten Besuch, vor allem wie die Abendkurse besucht werden.